Mia san mia

Die Bayerische Hotelerie – ja verreck! – müsste er selber sagen, der Hotelier, wenn er es denn begriffe. So altmodisch, so uninspiriert und einfallslos wie sich 90 Prozent der Gasthäuser, die hier bezeichnenderweise Wirtshäuser heißen, präsentieren.

Ostermontag, früher Abend, im Hotel zur Post in Ohlstadt, einem hübschen, nicht ganz kleinen oberbayerischen Bauerndorf. Auf dem Sonnenbankl vor der Hauswand sitzt der Wirt selber und spielt mit seinem I-Phone Autorennen, indem er das Telefon wie ein Lenkrad dreht, hochkonzentriert. Auf die Fragen seines kleinen Sohnes kann er deshalb nur ganz kurz angebunden antworten.

Als die Wirtin sich dazusetzt, lässt der Wirt ab von seinem Spiel und beginnt sich über seine raffsüchtigen Angestellten zu mokieren: „Für das Geld tät sie nicht arbeiten sagt sie, für sechs Euro in der Stunde. Da hab ich gesagt: Drei Stunden schauts ihr beim Bauerntheater zu, wenn ihr jeder zwei Stunden reine Arbeitszeit habts, dann find ich 36 Euro nicht so schlecht.“ Schließlich gebe es ja auch ab 1500 Euro eine Gewinnbeteiligung, sagt er, klar, das mit dem Bauerntheater müsse sich erstmal einpendeln, man wisse ja nie, wieviel los sei. Ich kann ihnen auch eine Pauschale geben, aber dann ist das Geschrei groß, wenn viel los ist, mir ist das Jacke wie Hose.“

Die Wirtin pflichtet ihm bei. Da fährt ein Auto vorbei, ein BMW. „Wenn schon die Angestellten das größere Auto fahren wie der Wirt, dann hab ich was falschgemacht, hohoho, nicht?“ Auf der Schiefertafel vor dem Lokal steht geschrieben: „Osterspezial: Spanferkel an Jus mit Blaukraut und Kartoffelknödel“. Nein, Wirt, du machst alles richtig, denn auf diese Weise kriegt das Gasthaus bestimmt schnell einen neuen Pächter.

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