Was hast du mir denn mitgebracht? Einen Txotx!

Ein eigenwilliges Völkchen sind sie, diese Basken! Sie sprechen eine lustige Sprache, die mit vielen X und Us daherkommt und von der niemand weiß, woher sie eigentlich stammt. Zudem pflegen sie besondere Bräuche und Rituale. Eines davon nennt sich Txotx. Beim Txotx schwärmen die Stadtbewohner von Bilbao oder San Sebastián aus, hinaus ins gebirgige Hinterland, und besuchen Bauern, um bei ihnen den neuen Sidra zu kosten. Der Apfelwein ist – ohne zu übertreiben – ein wichtiger Teil der baskischen Identität. Hier wurde er schon getrunken, als Briten und Franzosen noch nicht einmal wussten, wie sich das Wort Cidre oder Cider buchstabiert.

Die Städter gehen also in die Keller, wo die großen Holzfässer stehen, dann ruft der Bauer „Txotx!“ (Pfropfen). Und schon schießt aus einem winzigen Loch im Fass ein feiner Sidra-Strahl in weitem Bogen heraus. Die Städter haben sich vorher in der Schlange aufgestellt und halten nun, einer nach dem anderen, ihre Gläser in den Strahl. Das ist eine feuchte Angelegenheit und erinnert entfernt an einen Brauch der Bajuwaren, der mit dem nicht weniger seltsamen Begriff „ O’zapft is!“ eröffnet wird.

Zum Sidra isst der Baske aber Bacalao, also Stockfisch (nicht Steckerlfisch), und als Hauptgang ein riesiges Rindskotelett, Txoletón genannt. Der Sidra ist nun nicht jedermanns Sache, manche sagen, er schmecke nach verdorbenem Apfelsaft, andere rühmen die herben Tannine. Wichtig ist jedenfalls, dass er unter hoher Luftverwirbelung und in geringen Mengen eingeschenkt wird. So sollen sich seine Aromen am besten entfalten.

Weil aber nicht jeder zu Hause ein Sidrafass stehen hat und der Baske seinen Apfelwein gern auch in urbanem Umfeld trinken möchte, gibt es ihn auch in Flaschen. Und für diese Flaschen gibt es Aufsätze aus Plastik mit zwei Öffnungen, die das Getränk möglichst gut verwirbeln, bevor es aus einem halben Meter Höhe ins Glas fällt. Es schmeckt dann tatsächlich nicht so schlecht, vor allem zu den Pintxos, wie der Baske seine elaborierten Tapas nennt. 1,20 Euro kostet so ein Aufsatz, noch dazu mit goldgeprägtem Aufdruck „Euskal Herria“ – Baskenland. Ein günstiges Souvenir, und es fallen einem sofort mindestens drei Getränke aus unseren Breiten ein, denen ein bisschen Verwirbelung nicht schaden könnte: Federweißer, Prosecco und Eierlikör. Also dann: Prost. Oder wie der Baske sagt: Eskerriska!

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